Wir haben es geschafft! Wir sind wirklich die ganze Strecke von Zermatt nach Verbier gelaufen – und das innerhalb der Zeit. Ich kann es noch fast nicht fassen, aber es ist wirklich so, aus der Nervosität und Vorfreude ist eine schöne Erinnerung geworden.
Wir haben alle Zeitlimiten geschafft. Aber manchmal war es wirklich hart. Teilweise setzte ich einen Ski vor den anderen und frage mich, warum zum Teufel habe ich mich hier angemeldet? Bin ich wahnsinnig gewesen? Hat mich jemand dazu überredet? Ähh nein, das ist sogar auf meinem Mist gewachsen!?? Ich schwor mir hoch und heilig so etwas nie, also wirklich NIE wieder zu machen! (jaja, ihr kennt das, das war nicht mein erster Schwur dieser Art… ;-)) Deswegen liegen ja auch zwei Jahre zwischen den Rennen – damit man die Strapazen bis zum nächsten Anmeldetermin wieder vergessen hat. Dann bleiben nämlich die schönen Momente in Erinnerung. Und von denen gab es viele! Angefangen bei all den Leuten, die uns toll unterstützten! Herzlichen Dank! Vier unserer Freunde haben sich mitten in der Nacht, in Eiseskälte auf die Strecke begeben. Sie haben stundenlang gewartet, um uns mit heissem Tee, verschiedensten Esswaren (die wir dann nicht einmal essen mochten!) und sogar Kaffee, ja richtigen Espresso aus dem Moccha, zu versorgen. Das war vielleicht ein Gefühl, seine eigenen Streckenhelfer zu haben! Und dann Familie am Start und im Ziel, das steigert die Motivation natürlich schon nochmals. Und alle die Leute, die online und am App mitgefiebert haben und uns vor dem Start und kurz nach Zieleinlauf beglückwünschten. Man weiss die ganze Zeit, wenn ich jetzt aufgebe sehen es alle und unsere Fans im Ziel werden vergeblich warten… All die Helfer, die uns noch nicht einmal kennen, aber unermüdlich anfeuerten und Tee und Wasser auf die Strecke brachten.
Der Start war ein super Erlebnis. Alle Patrouillen sind bereit, stehen unruhig im Startgelände. Zahlreiche Leute sind am Streckenrand und feuern auf den ersten Metern an. Kurz vor dem Start gibt’s noch richtig Stimmung mit Musik! Der Startschuss und man ist plötzlich wirklich an der PdG! Überhaupt war die Atmosphäre auf dem ersten Teil der Strecke bis Arolla wunderschön. Im Mondschein (wir brauchten die Stirnlampe nur für die Abfahrten) unter dem silbern glitzernden Matterhorn durch. Hunderte Lichter, die sich in einer Schlange auf dem Gletscher Richtung Tête Blanche hochziehen. Die hell beleuchteten Streckenposten, wie Oasen auf dem weissen Gletscher im blassen Mondschein. Dieser Teil der Strecke wird mir sehr schön in Erinnerung bleiben.
In Arolla wurde es Tag und warm, sehr warm sogar. Zur Rosablanche hoch haben wir richtig geschwitzt , vor Anstrengung und Angst – ob wir die Zeitlimite wohl schaffen? Zeitweise war es knapp, vor allem weil wir noch eine weitere befürchteten, die es zum Glück gar nicht gab. Aber wir haben es geschafft und sind auch ein bisschen stolz drauf.
Ein wenig entzaubert hat sich die PdG für mich aber schon. Irgendwie dachte ich immer, all jene die das schaffen, müssten Übermenschen sein. Seit ich es selber geschafft habe weiss ich mit Sicherheit, dass man kein Übermensch sein muss! Man muss fit sein, logisch, und dann braucht man einfach einen harten Kopf und starken Willen!
Vor (und während!) dem Rennen fragten wir uns, was man dann wohl so macht, wenn man im Ziel ist? Mega viel essen? Hinlegen und sofort einschlafen? Aufs Klo gehen? Evtl. sogar hinter dem Busch verschwinden müssen? Nichts von all dem. Hinsetzen und die Schuhe ausziehen! Ich hatte danach noch einige Tage eine merkwürdige Abneigung gegen Schuhe… Und dann Wasser trinken. Wasser, ohne ekliges Pulver, Geschmack, Vitamine, Isotone, Zucker oder irgendwas, einfach nur Wasser. Es hat noch nie so gut geschmeckt!