Die grosse Freiheit…

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Frei sein. Zu tun und lassen was ich will, keinen Zwängen, keinen Regeln und Erwartungen unterlegen sein. Mein eigenes Leben leben wie und wo ich es will – und mit wem ich es will. Keinen Normen und Formen entsprechen. Nie etwas anderes tun als was mir entspricht, mir zusagt, mich glücklich macht, worauf ich Lust habe.

Wer ist schon so frei? Wer kann sich ganz von den Erwartungen lösen, die andere an dich stellen. Wer kann einfach so über die Enttäuschung in den Gesichtern der Eltern hinwegsehen. Wer kann unberührt bleiben wenn die Schwester, die Kindergartenfreundin und der Grossvater sich rührend sorgen. Wenn die Mutter meinen unkonventionellen Lebensstil rundheraus als Chaos bezeichnet?

Eine Hedonistin, das bin ich dann wohl. Ich tue nur, worauf ich Lust habe, was ich gerne mache. Fast nur. Denn den Zwängen der Gesellschaft, mein Leben mit Geld bezahlen zu müssen, unterliege ich ja doch. So was von.

Man wird bewundert. Fasziniert sind so manche und doch leicht abgeschreckt. Von manchen wirst du bestaunt wie ein Affe im Zoo, wie ein Alien, ein fremdes Wesen, als wäre mein Leben so kurios. Als Grenzerfahrung und Experiment, wenn sich Gewisse mal mit so einer schrägen Person einlassen und dann vor Freunden damit prahlen können, dass sie einen Freak daten… Leben und Leben lassen, das wäre mein Motto. Meine Freiheit hört da auf, wo die der anderen anfängt, so einfach ist es doch, das behaupt ich jetzt einfach mal. Solange man keinem anderen schadet, wo ist der Fehler zu tun was einem entspricht?

Das System. Natürlich kann man sich dem nicht ganz entziehen. Man müsste ja im Wald campieren – und selbst das wäre verboten, öffentlicher Gemeindegrund oder irgend so eine lächerliche Regel würde das ja wahrscheinlich verhindern. Ausserdem muss man Krankenkasse zahlen, jeder, da gibt’s keinen Pardon. Also schummelt man sich etwas am Rand entlang, schlängelt sich um all die Regeln und Konventionen herum, so gut es eben geht, entgeht dem lächerlichen Getue so oft man kann. Und entkommt dem ganzen Zirkus ja doch nie ganz. Immer wieder, mitschwimmen mit dem Strom, oder dagegen halten? Manchmal sehe ich auch einfach keinen Sinn, es würde ja nichts ändern, für mich nicht und für andere nicht, wenn ich mich zwanghaft gegen alles stelle. Die Energie, die ich dafür aufwenden müsste um gegen den Strom zu schwimmen spare ich mir lieber. Für meine Leidenschaft, um meiner Passion nach zu gehen, um mich mit Menschen abzugeben, die ich gern habe. Um zu lachen, das Leben zu geniessen. Denn das Leben ist zu kurz um sich über Dinge zu ärgern, die sich gar nicht oder nur mit immensem Aufwand ändern lassen.

Freiheit bedeutet auch, frei sein von selbstauferlegten Zwängen. Meinungen, festgefahrene Überzeugungen und Prinzipien, wie Dinge zu sein haben. Vorurteile gegenüber anderen Menschen oder neuen Situationen. Freiheit von der ewigen Schubladisierung, die man automatisch selber immer wieder vornimmt, obwohl ich mich selber masslos darüber ärgere. Dabei kennt man die Geschichte des anderen ja nicht. Man weiss ja nicht, warum dieser Mensch in genau dieser Situation ist, was er schon erlebt hat, was ihn so handeln lässt. Meistens gibt es ja für alles einen guten Grund. Situationen, die ganz anders erscheinen, als sie in Wahrheit sind. Vorgefertigte Meinungen zu Dingen, von denen ich eigentlich zu wenig Ahnung habe, um wirklich ein Urteil fällen zu können, um eine differenzierte Meinung zu haben. Dann (ver-)urteilt man Dinge, mit gefährlichem Halbwissen, ohne mehr Informationen zu haben. Die Angst vor dem Unbekannten, eine Urangst des Menschen, immer im Wettbewerb mit der Neugier, zu entdecken, zu lernen, zu erfahren. Denn meistens ist ja alles, was man kennt nur noch halb so gefährlich.

Ich versuche frei zu sein von Erwartungen an mich selber, die ich nicht erfüllen kann und die mich nachher enttäuschen. Ich will mich ganz einlassen auf den Augenblick. Ich will mich nicht schlecht fühlen, wegen Entscheidungen, die ich früher, in einer anderen Situation, mit anderem Wissenstand gefällt habe. Ich will frei sein von schlechten Gefühlen und traurigen Gedanken. Will meinem Ich von damals vergeben, ich mag keine Vorurteile haben. Mein Ich hat damals nach bestem Wissen und Gewissen entschieden, das weiss ich und mehr kann ich nicht verlangen.

Wie wird man so frei? Das ist die grosse Frage die mich beschäftigt. Wie befreie ich mich von meinen eigenen Zwängen und Ansprüchen an mich selber? Meinen Vorurteilen meinem alten Ich gegenüber, meinem Unvermögen, die Dinge einfach anzunehmen wie sie sind ohne zu urteilen ob etwas nun gut oder schlecht ist, es einfach als Wahrheit im jetzigen Moment anzunehmen? Dabei meine ich nicht hoffungsloser, aufgesetzter und erzwungener Optimismus, auch in der grössten Katastrophe noch Positives zu sehen. Solche Zeitgenossen gehen mir nämlich tierisch auf die Nerven. Nein, darum geht es mir nicht. Ich muss nicht zwingend überall etwas Positives oder den höheren Sinn der Sache sehen. Es reicht schon, es einfach als jetzt gegeben anzunehmen, ohne zu (ver-)urteilen, ohne die ganzen anstrengenden Emotionen. Hinnehmen und es einfach leben, wie es gerade ist. Denn der höhere Sinn ist mir zeitweise auch zuwider, das gebe ich zu, zuviel an philosophischem Blabla, wenn die Situation gerade recht mühsam ist. Ich mag nicht alles zu Tode diskutieren und sezieren. Den höheren Zusammenhang erkennt man meist ja sowieso erst im Nachhinein, im grösseren Kontext, wenn überhaupt. Jetzt, in der Situation selber reicht es ja schon, die Umstände einfach zu akzeptieren, ohne zu urteilen, den Moment zu leben. Ich vertraue darauf, dass schon alles seine Richtigkeit und seinen grossen Sinn hat. Bis jetzt wurde ich nie enttäuscht.

Zeit, die grosse Freiheit. Zeit haben, um zu leben, zu staunen, zu lachen, zu tanzen, zu träumen, zu sein. Schneeflocken fangen, Sonnenstrahlen und Wind spüren, das Kräuseln auf dem Wasser hören. Nicht immerzu von Termin zu Termin hetzen, durch meinem selber erstellten Fahrplan zu hetzen, notorisch zu spät, immer hinterher rennen. Weil der Tag zu wenig Stunden hat, die Woche zu wenig Tage. Oder ich mir zu viel vorgenommen, wenn ich ehrlich bin… Dabei gibt es soviel Dinge zu tun, zu erleben, zu sehen. Zeit haben ist das grösste Privileg, das sagen alle – aber keiner weiss, wie man sie sich tatsächlich schafft, woher man sie nimmt. Man hat nämlich schon Zeit, es ist ja nur eine Frage der Prioritäten, wofür man sie einsetzen will. Und wie viel man in seine Zeit reinquetscht, wie die Körner in eine Stopfgans, man könnte ja etwas verpassen. Das Leben ist zu schön, zu bunt. Soviel gibt es zu sehen, zu erleben, zu spüren. Immerzu entscheiden, was man als das Wichtigste erachtet, was man herauspickt, aus dem bunten, wunderschönen Strauss des Lebens. Etwas wählen heisst ja immer auch, auf alle anderen Blumen im Strauss zu verzichten. Eine Blume nehmen und nicht daran denken, was wäre wenn, was war, was wird sein, sondern die Entscheidung einfach zu leben, anzunehmen, was aus der Entscheidung geworden ist. Konsequenzen, das tönt immer so negativ, ich höre schon den drohenden Unterton. Dabei entscheidet man ja nie falsch. Nur anders. Die gepflückte Blume ist immer schön und bunt! Man muss nur bedingungslos zu ihr stehen.

Die Freiheit, mehr Zeit zu haben, mir mehr Zeit zu nehmen, für die wirklich wichtigen Dinge im Leben. Qualität vor Quantität! Wie einfach ist das so dahergesagt, wie schwierig am Schluss umgesetzt! Zu viele bunte Blumen winken immer, wollen gepflückt werden, so viele, dass ich sie bald nicht mehr tragen kann.

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