Einfach losziehen, einfach alles hinter mir lassen. Nicht, dass mein Leben jetzt schlecht ist, das ist es nicht. Aber einfach aufbrechen, zu neuen Horizonten, neuen Himmeln. Das Leben spüren, Glücksmomente finden, einfach leben, in den Tag hinein. Nichts müssen, sich nur treiben lassen vom Leben. Immer Neues entdecken, erleben, sehen und erfahren. Auskommen mit fast nichts, je weniger desto besser. Raus aus dem Hamsterrad des Alltags. Dem Grau, den Zwängen, dem Müssen. Vielleicht ist dann auch das sinnlos, aber wenigstens ist es dann schön und macht Spass.
Freude am Leben haben, geniessen, jeden Atemzug, jeden Augenblick, einfach nur frei sein. Wie ein Vogel, fliegen wohin ich will. Weit in ferne Himmel, in die Wolken, ins Blaue, in die Sonne, in den Horizont.
Draussen sein, mit der Natur leben, den Jahreszeiten. Den Geruch der Erde atmen, die Kälte spüren, die Hitze. Leben. Eiskaltes Wasser auf der Haut, kühler Wind, warme Sonne, samtweicher Stein in den Fingern spüren. Klirrendes Eis, knirschen im Schnee. Das Pieksen der feinen grünen Gräser, feine Kiesel unter der Sohle, Sand, warm und weich wie Samt. Rauschendes Meer, die Stille hohen Berggipfel. Tosender Wind auf weiten Ebenen, kein Ende, kein Horizont, nichts was das Auge begrenzt. Enge Täler und tiefe Flüsse, schmale Pfade im Wald, eine Lichtung, Sonnenstrahlen zwischen den Bäumen. Weite Ebenen, Seen, Wüste aus Stein und Eis. Die Farben der Sonne am Horizont.
Keine Grenzen, frei zu gehen wohin ich will, schlafen wo ich will, unter dem Himmel, den Sternen, siehst du den Mond? Hörst du das Flüstern der Nacht, die schönen Träume? Sie werden wahr wenn wir frei sind.
Vermissen ist eine komische Erfindung. Wozu soll die eigentlich gut sein? Das frage ich mich grade. Ein fieses Gefühl, das einem das Leben schwer macht. Ich habe einen guten Freund, der vermisst nicht. Keine Menschen, keine Dinge nichts. Wie muss das befreiend sein. Gerade beneide ich ihn sehr um dieses Manko. Dabei kann man nur etwas vermissen was man hatte, was schön war. Ich versuche, das Vermissen mit Dankbarkeit zu ersezten. Dankbarkeit für die schönen Stunden und Erinnerungen, die unvergesslichen Momente. Und die vielen Dinge die ich gelernt habe. Es gelingt nicht wirklich – Vermissen ist wie eine Klette, die sich an mein Bein heftet, wie eine hungrige Katze, die mir auf Schritt und Tritt hinterher läuft. Dabei schert es sich nicht um die Anwesenheit der Dankbarkeit. Die kann ja ruhig neben her gehen, Platz ist ja genug. Und dabei ist sich das fiese Vermissen so sicher, dass es mehr Aufmerksamkeit bekommt. Es hat keine Angst, seinen Platz ein zu büssen. Selbstgefällig macht es sich breit, im Wissen, dass ich es so einfach nicht rausschmeissen kann.
Gehen. Hast du mal darüber nachgedacht? Das Banalste was es gibt. Dein Fuss hebt sich, dein Bein, Muskeln, Bänder, Sehnen spannen sich an. Energie, Kraft, Bewegung. Leben. Ein Schritt vorwärts. Banal faszinierend. Es ist selbstverständlich, es geht einfach. Alles geht. Ich gehe noch schnell. Bis es dann nicht mehr geht. Du kannst nicht mehr gehen, es geht nicht mehr. Die Muskeln spannen nicht mehr. Der Knochen blockiert. Die Sehne ist zu kurz. Die Kraft fehlt. Keine Energie mehr im Muskel. Dein Fuss gehorcht nicht mehr, kann dein Gewicht nicht tragen. Kein Schritt vorwärts. Gehen geht nicht mehr.
Zürich und so. Die gängige Meinung von Zürich ist ja so eher unterkühlt, egoistisch, gestresst, unfreundlich. Da muss ich jetzt mal widersprechen. Ich muss zurzeit an Krücken gehen, eine mühselige Sache – vor allem, wenn man überzeugter ÖV Benutzer ist, weil man mitten in der Stadt wohnt. Ein Alptraum, so könnte man meinen (dachte ich jedenfalls immer). Ich wurde überrascht und zwar positiv! Zürcher können sehr freundlich und hilfsbereit sein! Mir wird geholfen, die Türe aufgehalten, der Sitz angeboten, der Platz getauscht, damit ich den Fuss besser hochlagern kann. Nichts mit egoistischer Kaltschnäuzigkeit. Ich wollte es nur mal gesagt haben.