1. Sympatex Design-Hackathon* Jacke 4.0

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Was sind die Anforderungen an eine Hardshell Jacke? Wetter- und Windschutz, Atmungsaktivität – klar, das ist Standart. Aber kann man sich heutzutage guten Gewissens damit zufrieden geben? Ich finde nicht. Wir haben Technologien, die Marslandungen ermöglichen – da muss es möglich sein, Funktionsbekleidung herzustellen, die keine Belastung für die Umwelt darstellt. Outdoorbekleidung darf nicht mit Giftstoffen hergestellt und imprägniert werden. Als Bergsteiger betreiben wir unseren Sport in der Natur und sind auf deren Gesundheit angewiesen. Wir brüsten uns damit, Outdoor Menschen zu sein und unsere Zeit fernab der Zivilisation in der Wildnis zu verbringen. Aber genau dafür verwenden wir umweltschädlich produzierte Funktionsbekleidung. Ist das nicht eine ziemliche Doppelmoral, die wir da an den Tag legen?

Sympatex geht dieses Problem an. Am Hackathon wird die Hardshell Jacke 4.0 designed, da bin ich gerne dabei! Die wichtigsten Features: sie wird ohne Giftstoffe und CO2 neutral hergestellt, darf dabei aber nicht an Funktionalität oder Design einbüssen. Grosse Versprechungen; aber es ist auch an der Zeit, dass sich endlich ein Unternehmen dieser Herausforderung stellt. Diesmal treffen sich nicht Produktdesigner und Extrembergsteiger in einem Raum. Beim Hackathon sind wir ein Team aus den unterschiedlichsten Outdoor Disziplinen wie Gleitschirmfliegen, Bergsteigen, Ultralight- Trekken, Wanderen, Kajakfahren, etc, die Liste ist lang. Eins haben wir gemeinsam: uns allen ist Nachhaltigkeit ein Anliegen. Wir sind viel in der Natur unterwegs, dabei sehen und spüren wir die Folgen des Klimawandels, der Übernutzung und der Umweltverschmutzung unmittelbar. Und wir alle haben hohe Ansprüche an Funktionskleidung. Produktenwicklung wird zum Event, Erlebnis und Bergpanorama inspirieren. Die Jacke wird da entwickelt, wo sie zum Einsatz kommt. Ausserdem: zum ersten Mal wird live auf verschiedenen Social Media Kanälen aus dem Kreativatelier berichtet! Schliesslich nützt die umweltfreundlichste Jacke nichts wenn keiner davon weiss!

Sympatex hat als Austragungsort des Hackathon den Karwendel ausgewählt. Über einen Klettersteig geht es hoch in die Mittenwalder Hütte. Hier werden wir freundlich begrüsst und sogleich grandios bewirtet, bevor es an die Arbeit geht. In verschiedenen Workshops kristallisieren sich die wichtigsten Features für die Jacke heraus.

Sympatex CEO Rüdiger Fox ist mit von der Partie. Ich finde es beeindruckend, dass er sich Zeit nimmt und persönlich am Hackaton mitarbeitet. Er beweisst damit, dass Sympatex das Projekt wichtig ist. Rüdiger hat drei Kinder und ihnen will er eine möglichst unversehrte Natur hinterlassen. Wir sind die erste Generation, die umfassend über die Folgen von Umweltverschmutzung und Klimawandel informiert ist und wir müssen daher aktiv werden. Rüdiger will auch unangenehme Dinge wie versteckte CO2 Emissionen und unbezahlte Kosten für verschmutzte Luft oder dreckiges Wasser aufdecken. Mit Hilfe von ClimatePartner soll Sympatex durchleuchtet und zertifiziert werden. Der Name verpflichtet, Sympatex Produkte sollen sympathische Textilen sein.

Es ist eine angeregte und produktive Atmosphäre, wir diskutieren über absolute no goes einer Jacke (Klettverschlüsse, an denen alles hängenbleibt) und must haves wie helmtauglichen Kapuze oder langer Rücken. Nicht alle erwarten das Gleiche von einer Jacke. Im Hochgebirge herrschen andere Bedingungen als beim Gleitschirmfliegen. Die Bergführer von Vivalpin geben wichtige Inputs zu Sicherheitsaspekten der Jacke. Zum Beispiel könnte eine rutschfeste Oberfläche Stürze in steilem Firn bremsen. Extrembergsteiger David Bacci weiss genau, welchen Anforderungen eine Jacke bei extremen Wetterbedingungen genügen muss. Es ist cool, mit so motivierten Leuten zu arbeiten und zu diskutieren, die sich ebenfalls alle ernsthaft mit dem Thema Nachhaltigkeit auseinandersetzen.

Die Gefahr zu verhungern oder verdursten besteht auf deutschen Hütten sicher nicht. Die Mittenwalder Hüttencrew legt sich voll ins Zeug. Gegen die Hüttenwartin hätte wohl so mancher starke Bursche das Nachsehen im Armdrücken, sie schleppt unermüdlich Masse mit Schorle.

Wir arbeiten mit bombastischem Bergpanorama. Eine wirklich coole Location die motiviert und inspiriert. Nur Joe, der Produktdesigner von Sympatex tut mir fast schon ein bisschen Leid. Er hat die knifflige Aufgabe, all unsere Traumvorstellungen und abgefahrenen Ideen wie Solarpanels in der Jacke unterzubringen.

In unserer neuen Jacke werden um die 27 PET-Flaschen verarbeitet sein. Ich finde es eine faszinierende Idee, alte Flaschen in neue Funktionskleidung zu verwandeln. Die Jacke soll voll und ganz klimaneutral hergestellt werden, inkl. Versand und Verpackung. Stoff und Membran sind beeindruckend. Auf einem Teststreifen kann man ausprobieren, wie die Spiegelfolie beschlägt, wenn man die Membran darunter über die dampfende Tasse hält. Auch das Team von Sympatex ist cool. Sie sind authentisch und engagiert, alle stehen voll hinter dem Projekt und wollen etwas bewegen.

Natürlich hört das Thema Nachhaltigkeit beim Entwickeln der Jacke lange nicht auf. Als Abschluss der zwei Tage bringen uns die Naturguides von LASI auf kreative Weise einiges über die Pflanzenwelt im Karwendel bei. Nachhaltigkeit heisst nicht nur giftfreie Kleidung. Über die Folgen von Artensterben bei Pflanzen wird noch viel zu wenig nachgedacht, obwohl auch dies weitreichende Folgen hat. Sie regen uns zum nachdenken an. Wir müssen aufhören mit dem Konsum und der Gier nach immer mehr, jedes Jahr die neueste Ausrüstung in den letzten Farben. Wir können uns alle ohne grosse Einschränkungen engagieren.

Für uns geht ein toller Event zu Ende. Für Sympatex fängt die Arbeit erst an. Sie stehen jetzt vor der Challenge, Inputs aus verschiedensten Outdoor Bereichen wie Bergsteigen, Gleitschirmfliegen, Trekken oder Laufen in einer Jacke zu vereinen. Ich bin sehr gespannt, wie die SympaTex Jacke 4.0 aussehen wird, die an der Outdoor 2017 vorgestellt wird. Ich hoffe sehr, dass SympaTex mit seiner Initiative andere Hersteller motivieren kann, nach zu ziehen und es ihnen gleich zu tun.

 

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