„Wenn der Regen am Montag morgen gegen das Fenster prasselt denke ich manchmal schon, mann, hätte ich nur was rechtes gelernt!“ Das sagte mir ein Freund kürzlich bei einer Diskussion über Jobs, der Sinn eben dieser und unsere unterschiedliche Begeisterung dafür. Er arbeitet draussen und mag seinen Job als Landschaftsgärtner gerne, ausser eben, wenns am Montag Morgen kalt und nass ist.
Ich habe per gesellschaftlicher Definition was Rechtes gelernt, ich habe sogar einen Bachelor Abschluss in Business Kommunikation – wow, krass. Und ich hasse meinen Job. Von acht bis fünf brav auf meinem bequemen Bürostuhl ausharren und in den PC stieren. Von aussen ist mein Job ziemlich cool – das sagen mir jedenfalls viele. Marketingchefin wow, Glamour, toll, mega. Ich sehe das allerdings anders. Ich bin den ganzen Tag im Büro eingesperrt, kümmere mich um unwichtiges Zeug, das keinen interessiert. Ich suche verzweifelt nach einem Mehrwert für die Welt bei dem was ich mache – doch ich finde keinen. Ich gehe Abends raus, müde im Kopf, ohne sichtbares Resultat und mache zwanghaft Sport, weil ich sonst durchdrehe.
Durchschnittlich langweilig
Eine komische Sache. Manchmal fühle ich mich wie eine Ausserirdische. Ich müsste meinen Job doch mögen, müsste es doch cool finden, schöne Sachen zu designen. Ich müsste es cool finden, Marketing und Werbung zu machen, ist ja mega in. Verrückte Welt. Ist mein Anspruch zu hoch? Ich will einen Unterschied machen, was etwas bewirken, die Welt nur ein kleines Fünkchen besser machen? Ich weigere mich, einen durchschnittlich langweiligen Job zu machen, um die Miete einer durchschnittlich langweiligen Wohnung zu bezahlen, in der ich mit meinem durchschnittlich langweiligen Ehemann (mit einem ebenso durchschnittlichen Bürojob) auf einem blauen Sofa sitze. Ich bekomme keine Luft wenn ich daran denke. Goldener Käfig ist nur ein Euphemismus – ich will das alles nicht. Ich will etwas tun, was mir Freude macht. Schliesslich bin ich neun Stunden am Tag an meinem Arbeitsplatz. Ich will nicht bereits beim Aufstehen schon hoffen, dass bald Feierabend ist. Neun Stunden sind lang – ich will sie sinnvoll nutzen! Ich will nicht die Welt retten. Ich will nur das Gefühl haben, ein bisschen was zu verändern. Und falls nicht, dann will ich wenigstens Freude an dem Unsinn haben, den ich mache.
Mir wird klar: Ich bin anders. Ich passe nicht ins System. Jedenfalls nicht in dieses. Ich erwarte mehr, will mehr. Ich will nicht so leben, wie andere das vorgeben und wie es jeder tut, der nie darüber nachgedacht hat. Das mag für andere ok sein, nur spüre ich, dass es für mich einfach nicht stimmt. Ich bin ein schwarzes Schaf. Je länger ich darüber nachdenke, desto mehr akzeptiere ich es. Und finde mehr schwarze Schafe. Wir sind viele, man muss nur ein wenig suchen. Denn zum Glück sind schwarze Schafe in einer Herde von Weissen einfach zu erkennen.